Eine Frau, die ihr fünftes Kind unter dem Herzen trägt und eine Geschichte von Verlusten aufgrund von Drogenabhängigkeit hat.
Der Kinderhilfsdienst der Territorialgemeinde Velykodolynske hat sich erneut an das Mutter-Kind-Haus der christlichen Mission „Neues Leben“ gewandt. Sie baten uns, die schwangere Anastasia aufzunehmen. Sie ist 29 Jahre alt und im siebten Monat schwanger. Und sie ist uns nicht fremd – vor einem Jahr fand Nastja bereits Zuflucht in unserem Haus. Damals berührte ihre Geschichte viele Herzen – sowohl unsere Mitarbeiter als auch die Spezialisten des Kinderhilfsdienstes.
Letzten Sommer lief Nastja die Schewtschenko-Straße im Dorf Welykyj Dalnyk entlang. Sie blieb vor dem Tor unseres Schutzhauses stehen. Sie erinnerte sich daran, einmal von diesem Ort gehört zu haben. Sie entschied sich, um Hilfe zu bitten. Unsere Freiwilligen bemerkten sofort die blauen Flecken in ihrem Gesicht und an ihren Armen. Und sie verstanden: Sie braucht dringend Hilfe.
Nastjas Erzählung war erschütternd. Zwei Jahre lang lebte sie in ständiger Angst. Ihr Lebensgefährte Artur, der Vater ihres Kindes, misshandelte sie – psychisch und körperlich. Als Nastja schwanger wurde, wurde alles noch schlimmer: Schläge, Demütigungen, Drohungen. Nach der Geburt der Tochter erlaubte Artur ihr, nur einen Monat Mutter zu sein, danach nahm er ihr das Kind weg. Nastja flehte um Hilfe, um ihre Tochter zurückzubekommen. Sie erkannte ihre Fehler an, wollte ihr Leben aber ehrlich verändern.
Damals halfen wir gemeinsam mit dem Kinderschutzdienst Nastja, um ihr Recht, Mutter zu sein, zu kämpfen. Sie blieb in unserem Haus, begann eine Rehabilitationsmaßnahme. Es schien, als hätte sie tatsächlich eine Chance auf einen Neuanfang. Doch schließlich kehrte Nastja zu Artur zurück. Sie verzieh ihm. Sie kehrte zum Schmerz zurück.
Heute ist klar geworden: Es hat sich nichts geändert. Ihr Leben ist ein Kreis. Gewalt, Demütigung, Abhängigkeiten. Alkohol und Drogen sind erneut ihre ständigen Begleiter geworden. Nastja verlor das Sorgerecht für ihre jüngeren Kinder, um die sich nun ihre Mutter kümmert. Die jüngste Tochter Rosanna blieb beim gewalttätigen Vater. Die Großmutter versucht, ihre Enkelin zu schützen, doch das Kind wächst in einer gefährlichen Umgebung auf und wird zum Opfer des Lebens und der Entscheidungen der Erwachsenen.
Heute erwartet Nastja bereits ihr fünftes Kind. Sie sagt selbst, dass sie nicht weiß, wie sie wieder in diesen Zustand geraten ist. Doch selbst in diesem Chaos glaubt sie weiterhin, dass Veränderung möglich ist.
Deshalb ist sie jetzt wieder bei uns. Im Mutter-Kind-Haus. Denn jeder Mensch verdient eine weitere Chance.
Heute sind wir an ihrer Seite. An der Seite einer schwangeren Frau, die sich selbst verloren hat, aber ihren Glauben noch nicht ganz verloren hat. Sie braucht Zeit. Hilfe. Unterstützung. Sie muss ihre Abhängigkeiten überwinden und eine Rehabilitationsmaßnahme durchlaufen. Dieser Weg ist schwer, aber möglich. Besonders dann, wenn das Herz nicht nur für sich selbst schlägt, sondern auch für das ungeborene Kind im eigenen Leib.
Das Mutter-Kind-Haus ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Es ist ein Ort, an dem zerbrochene Leben versuchen können, von vorn zu beginnen. Wir versprechen keinen leichten Weg. Aber wir glauben an die Kraft der Veränderung. Selbst die verworrenste Geschichte kann ein anderes Ende haben. Wenn der Mensch es sich – auch nur ein wenig – wünscht.
Wir sind da. Wieder. Und wir glauben – nicht umsonst.